Verabschiedung von Pastorin Eva Sonny-Lagies

Zum Abschied

Kleine und große Abschiede begleiten unser Leben. Der Herbstwind singt gerade ein Lied davon, vom Wandel der Zeit, vom Fallen und Loslassen. Zugleich flüstert er auch von der tiefen Hoffnung, dass irgendwann wieder Neues keimt. Leben heißt stete Wandlung. Doch Abschiednehmen und Neuanfangen ist nicht so einfach.

Vor fünf Jahren kehrte ich mit meinen beiden Töchtern aus Papua Neuguinea zurück und begann neu, hier in Mölln. Eine spannende Stadt, eine bezaubernde Landschaft und ein tolles Team empfingen uns. Wir haben so vieles gemeinsam und beschwingt gestalten dürfen. Doch nur wenige Monate nach unserem Ankommen zog auch Corona in unsere Welt ein. Das Zusammenleben und das Arbeiten mussten völlig neu definiert werden. Das hat von uns allen enorm viel Kraft, Kreativität, Geduld und Loslassen gefordert.

Die Folgen dieser Krankheit sind nach wie vor eine enorme Herausforderung und zwingen viele Menschen und ganze Systeme dazu, Neuland zu betreten. Corona hat die Welt verändert. Auch meine kleine. Aus gesundheitlichen Gründen bin ich zum 1.10.2024 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden. Ich habe in meinem Leben oft aktiv nach Veränderung gesucht, nach neuen Aufgaben, tieferen Beziehungen. Habe viele Abschiede erlebt und gestaltet. Aber dieser Wandel nun trifft mich hart. Der vorzeitige Abschied von meinem Dienst als Pastorin, zu dem ich mich berufen fühlte, den ich geliebt und gerne mit meinen Kräften, Ideen und meiner Zeit gefüllt habe. Der Abschied von Aufgaben, Kolleginnen und Kollegen, von Begegnungen, für die nun die Energie und Konzentration fehlen. Abschied von meinen Gewohnheiten und Träumen, die ich nun mühsam umzuschreiben lerne. Dieser Abschied fällt mir unsagbar schwer. Er bringt mir Trauer, Wut und Schmerz.

Neuanfangen fällt leichter, wenn es Erinnerungen und Schätze gibt, die man dankbar in sich trägt. Das sind für mich v.a. belebende Begegnungen in dieser Gemeinde: auf der Couch in vielen Wohnzimmern, in den Arbeitszimmern beim geistlichen, geistreichen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die berührenden Andachten in den KiTas mit begeisterungsfähigen Kindern und Mitarbeitenden, die Offenheit der Konfis, die fröhliche Zusammenarbeit mit den Kirchenmusizierenden, die herzliche Atmosphäre im Gemeindebüro, das konstruktive Miteinander im Kirchengemeinderat. Und der Halt, den unsere Kirche mir und meiner Familie trotz allem gibt. Für alle Unterstützung, für das Wohlwollen, das mich umgibt, und für vieles mehr bin ich von Herzen dankbar.

So fange ich auch wieder zu hoffen an. Ich hoffe auf einen Abschied auf Zeit. Ich hoffe darauf, dass Neues keimt, Genesung, neue Perspektiven. Schön, dass meine offizielle Entpflichtung aus dem Dienst am 1. Advent stattfindet, mit dem Beginn eines neuen Kirchenjahres. Ich hoffe darauf, dass Licht das Dunkle verändert, Heilung und Frieden möglich werden, in uns, durch uns. Das meine ich nicht nur für mein eigenes Leben, sondern auch im Blick auf die Kirchengemeinde Mölln bzw. die Region. Und vor allem im Blick auf die beunruhigenden politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen in unserem Land und weltweit. „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ So ermutigt Lukas (Lk 21,28) uns, Gottvertrauen aktiv zu leben. Gottes heilenden Segen für uns alle!

Herzlichst, Ihre Pastorin (im Ruhestand) Eva Sonny-Lagies